Lenz
Georg Büchner
Bühne / Kostüm
Hanga Balla, Anna Reichmayr
Sounddesign
Bernhard Eder
Lightdesign
Ralf Sternberg
Regie
Lukas Michelitsch
mit
Aila Ben Franken, Max Lamperti
Nur manchmal, wenn der Sturm das Gewölk
in die Täler wirft und es den Wald herauf dampft,
und die Stimmen an den Felsen wach werden,
bald wie fern verhallende Donner
und dann gewaltig heranbrausen,
in Tönen, als wollen sie mit ihren
wilden Jubeln die Erde besingen,
und die Wolken wie wilde,
wiehernde Rosse heransprengen,
und der Sonnenschein dazwischen
durchgeht und kommt und sein blitzendes Schwert
an den Schneeflächen zieht,
so dass ein helles, blendendes Licht über die Gipfel
in die Täler schneidet;
oder wenn der Sturm das Gewölk abwärts treibt und
einen lichtblauen See hineinreißt und dann der Wind
verhallt und tief unten aus den Schluchten,
aus den Wipfeln der Tannen wie ein Wiegenlied
und Glockengeläute heraufsummt,
und am tiefen Blau ein leises Rot hinaufklimmt
und kleine Wölkchen auf silbernen Flügeln durchziehen,
und alle Berggipfel, scharf und fest,
weit über das Land hin glänzen und blitzen -
dann reißt es mir in der Brust,
ich stehe, keuchend, den Leib vorwärts gebogen,
Augen und Mund weit offen, ich meine,
den Sturm in mich ziehen zu müssen,
alles in mich zu fassen,
ich dehne mich aus und liege über der Erde,
ich wühle mich in das All hinein,
es ist eine Lust, die mir wehe tut;
oder ich stehe still und lege das Haupt ins Moos und
schließe die Augen halb, und dann zieht es weit von mir,
die Erde weicht unter mir,
sie wird klein wie ein wandelnder Stern
und taucht sich in einen brausenden Strom,
der seine klare Flut unter mir zieht.
Aber es sind nur Augenblicke;
und dann erhebe ich mich nüchtern, fest, ruhig,
als wäre ein Schattenspiel an mir vorbeigezogen -
ich weiß von nichts mehr.